«Fukushima-Effekt ist noch nicht verpufft»

Aktualisiert

Nein zu AKW-Strom«Fukushima-Effekt ist noch nicht verpufft»

Laut einer Studie sprechen sich nur sechs Prozent der Schweizer für Atomkraft aus. Der Fukushima-Effekt scheine immer noch nachzuwirken, sagen Experten.

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Für die Förderung von AKW-Strom sprechen sich laut einer Studie der Uni St. Gallen nur 6 Prozent der 1000 Befragten aus. «Der Fukushima-Effekt scheint in der Bevölkerung noch nicht verpufft zu sein», erklärt Studienautor Rolf Wüstenhagen das Ergebnis.
Auch für Axel Franzen, Soziologe an der Uni Bern, wirkt der Fukushima-Effekt nach: «Die Katastrophen von Fukushima und Tschernobyl sind zwar schon etwas länger her, sie sind aber nicht in Vergessenheit geraten.» Die Studie zeige, dass die Schweizer Bevölkerung über ein hohes Umweltbewusstsein verfüge und dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien sehr positiv gegenüberstehe.
Für die Förderung von Solarenergie sprechen sich laut der Studie hingegen 69 Prozent der Befragten aus.
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Für die Förderung von AKW-Strom sprechen sich laut einer Studie der Uni St. Gallen nur 6 Prozent der 1000 Befragten aus. «Der Fukushima-Effekt scheint in der Bevölkerung noch nicht verpufft zu sein», erklärt Studienautor Rolf Wüstenhagen das Ergebnis.

Keystone/Gaetan Bally

Sonne, Wind und Wasserkraft sind als Energiequellen beliebt: Laut einer Studie der Universität St. Gallen wünschen sich über 60 Prozent von über 1000 Befragten die Förderung dieser Energieformen. Im Gegensatz dazu sprechen sich nur sechs Prozent dafür aus, in die Atomkraft zu investieren.

«Der Fukushima-Effekt scheint in der Bevölkerung noch nicht verpufft zu sein», erklärt Studienautor Rolf Wüstenhagen, Professor für erneuerbare Energien. Laut Studie sehen 86 Prozent den grössten Vorteil der Erneuerbaren in ihrem Beitrag zum Klimaschutz und 62 Prozent schätzen die Tatsache, dass es sich um unerschöpfliche Quellen handelt.

«Fukushima ist nicht in Vergessenheit geraten»

Auch für Axel Franzen, Soziologe an der Uni Bern, wirkt der Fukushima-Effekt nach: «Die Katastrophen von Fukushima und Tschernobyl sind zwar schon etwas her, sie sind aber nicht in Vergessenheit geraten.» Die Studie zeige, dass die Schweizer Bevölkerung über ein hohes Umweltbewusstsein verfüge und dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien sehr positiv gegenüberstehe.

Dass die Atomkraft nur wenig Zustimmung erhält, führt Franzen auch auf die Milliardenkosten für den Rückbau und den Versuch der Stromproduzenten, einen Teil dieser Kosten dem Steuerzahler aufzubürden, zurück. Das habe sicherlich die Popularität der Atomkraft nicht gesteigert: «Das Risiko ist einfach zu gross, und dieses Bewusstsein ist weit verbreitet.»

Ein weiteres Argument für die erneuerbaren Energien war gemäss Studie die Steigerung der Unabhängigkeit. 92 Prozent der Befragten finden, dass die Schweiz ihren Stromverbrauch aus lokalen Quellen decken soll. Den Import von Ökostrom befürwortet hingegen nur eine verschwindende Minderheit von einem Prozent. «Die erneuerbaren Energiequellen sind sicher und ermöglichen eine grössere Unabhängigkeit von den grossen Stromproduzenten», sagt Franzen. Das seien attraktive Aussichten für die Konsumenten. Zudem glaubt eine Mehrheit von 74 Prozent, dass neue Batteriespeicher die Stromversorgung revolutionieren könnten.

Bevölkerung gibt Energielobby die Schuld

Auf politischer Ebene hingegen ist der Fukushima-Effekt weitgehend verpufft: Ein verbindlicher Zeitplan für den Atomausstieg ist vom Tisch, und jene AKW, die als sicher eingestuft werden, dürfen unbefristet weiterlaufen. Zudem wurden die Ausbauziele für Erneuerbare gesenkt. Die Diskrepanz zwischen der hohen Zustimmung für erneuerbare Energien und der tatsächlichen Umsetzung der Energiewende erklären 66 Prozent der Befragten damit, dass die Energielobby den Ausbau erneuerbarer Energien blockiere.

Simon Aeschlimann, Geschäftsführer der Aktion für eine vernünftige Energiepolitik Schweiz (AVES), widerspricht: «Die Diskrepanz zwischen der öffentlichen Meinung und der parlamentarischen Debatte ist nicht das Resultat intensiver Lobbyarbeit, sondern resultiert aus der Differenz zwischen Wünschbarem und Machbarem.» Der forcierte Ausbau erneuerbarer Energien bedinge einen massiven Ausbau der Stromnetze sowie das Bereitstellen grosser Speicherkapazitäten. «Letztere sind notwendig, um den Überschuss der Photovoltaik im Sommer für den Winter bereitzuhalten.» Die in der Studie propagierte Batterietechnologie tauge allenfalls auf Stufe Haushalte, jedoch keinesfalls für die sichere Versorgung von Industrie und Gewerbe.

Elektroautos sind gefragt

In der Studie der Uni St. Gallen war auch Mobilität ein Thema. Die Ergebnisse zeigen, dass ein grosses Interesse für Elektroautos vorhanden ist: Ein Viertel der Befragten könnte sich vorstellen, in den nächsten zwei Jahren ein solches anzuschaffen. Und unter den Jugendlichen gaben 41 Prozent an, dass ihr erstes Fahrzeug ein Elektroauto sein könnte. Die Erklärung von Rolf Wüstenhagen: «Autohersteller wie Tesla haben es geschafft, das Elektroauto den Jungen als cool zu verkaufen.»

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